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Krankheitskosten in der Steuererklärung korrekt absetzen

Von IntFormalities
Veröffentlicht am 10. Juli 2024
Geschätzte Lesezeit: 6 Minute

Sie hatten in einem einzelnen Jahr besonders hohe Kosten aufgrund von gesundheitlichen Belastungen? In diesem Fall gibt es Chancen, dass Sie diese Aufwendungen von der Steuer absetzen können. Hierbei gilt es, einen gewissen Schwellenbetrag zu überschreiten. Doch es kann sich lohnen und zu einer erheblichen finanziellen Entlastung werden. 

Im heutigen Artikel möchten wir Ihnen mitteilen, welche medizinischen Kosten in der Steuererklärung absetzbar sind. 

Frau überprüft Krankheitskosten für Steuererklärung mit Formularen und Belegen auf dem Tisch.
Mit Hilfe der richtigen Technik die Krankheitskosten in der Steuererklärung absetzen.

Welche Krankheitskosten sind von der Steuer absetzbar?

In diesem Zusammenhang möchten wir zunächst klären, was Krankheitskosten überhaupt sind. Es sind alle Aufwendungen, die dem Heilungszweck oder der Linderung von Krankheiten anfallen.

  • Arzt- und Zahnarztkosten
  • Krankenhausaufenthalte
  • Medikamente und Heilmittel
  • Therapien und Rehabilitationsmaßnahmen
  • Kosten für Hilfsmittel wie Brillen, Hörgeräte und Prothesen
  • Fahrtkosten zu medizinischen Behandlungen
  • Pflegekosten
  • Rezeptgebühren
  • Nicht ersetzte Auslandskosten
  • Impfungen
  • Massagen und Heilbäder (wenn ein medizinisches Gutachten vorliegt)

Alle diese genannten Kosten können Sie in die Einkommensteuererklärung einpflegen. In Zeile 31,  innerhalb der Anlage Außergewöhnliche Belastungen, setzen Sie diese als außergewöhnliche Belastung an.

Wer ist zur Absetzung innerhalb der Steuererklärung berechtigt?

Grundsätzlich können alle steuerpflichtigen Personen in Deutschland Krankheitskosten absetzen, sofern diese nicht von der Krankenkasse oder anderen Stellen erstattet wurden. Das gilt für Arbeitnehmer genauso wie für Selbstständige und Rentner.

Wie wird die zumutbare Belastung ermittelt?

Um die Krankheitskosten in der Steuererklärung geltend zu machen, gilt es die persönliche Grenze der zumutbaren Belastungen zu kennen. Um die Ermittlung der Eigenbelastung zu berechnen gilt:

  • Der Gesamtbetrag der Einkünfte (GdE): Bei Angestellten gilt hier in der Regel das Bruttoeinkommen. Davon werden dann die Werbungskosten abgezogen. Die Werbungskostenpauschale lag im Jahr 2024 – wie auch schon in 2024 – bei 1.230 Euro. 
  • Die Anzahl der unterhaltsberechtigten Kinder

Sind Sie alleinerziehend, wird der Entlastungsbetrag vom Gesamtbetrag der Einkünfte abgezogen. Das sind 4.008 Euro. Der Betrag erhöht sich pro zusätzlichem Kind um  jährlich 240 Euro.

Wenn die zumutbare Belastung überschritten ist, kann der Mehrbetrag als außergewöhnliche Belastung steuermindernd wirken. Besserverdienende Menschen und Personen ohne Kinder müssen also mehr für die medizinische Versorgung ausgeben. Einkommensschwache Familien hingegen, weniger.

Drei Stufen in Bezug zum Einkommen gibt es:

Einkommensstufe (Einkünfte)Einkommensbereich (GdE)
1. Stufe Einkünftebis 15.340 Euro
2. Stufe Einkünfte15.340 bis 51.130 Euro
3. Stufe Einkünftemehr als 51.130 Euro

Zur Errechnung können Sie auch den Rechner des Finanzamts nutzen. Beispielhaft in Bayern gelangen Sie hier zur Berechnung der zumutbaren Kosten. Über die Finanzamtsuche, finden Sie das für Sie zuständige Finanzamt.

Welche Unterlagen sind zur Dokumentation entscheidend?

Um Krankheitskosten in der Steuererklärung anzugeben, müssen folgende Unterlagen vorgelegt werden:

  • Belege und Rechnungen für alle geltend gemachten Kosten
  • Zahlungsnachweise (Kontoauszüge oder Quittungen)
  • Atteste und Verordnungen von Ärzten

Es ist wichtig, alle Belege sorgfältig aufzubewahren, da das Finanzamt diese zur Prüfung anfordern kann.

Gibt es Sonderregelungen für chronisch Kranke Menschen?

Chronisch kranke Personen haben oft höhere Krankheitskosten. Für sie gibt es spezielle Regelungen, die es ermöglichen, bestimmte Ausgaben einfacher abzusetzen. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Medikamentenkosten
  • Dauerhafte Therapie- und Behandlungskosten
  • Kosten für spezielle Hilfsmittel

Stimmen Sie sich mit dem Finanzamt ab. Es ist möglich, eine Pauschale in der Steuererklärung in Anspruch zu nehmen. Diese soll die Berechnung der zumutbaren Belastungen vereinfachen.

Wie kann die Absetzbarkeit maximiert werden?

Um die Absetzbarkeit von Krankheitskosten zu maximieren, sollten folgende Tipps beachtet werden:

  • Sammeln Sie alle Belege und Quittungen sorgfältig
  • Achten Sie darauf, alle Kosten anzugeben, die nicht von der Krankenkasse erstattet wurden
  • Prüfen Sie, ob Sie Fahrtkosten zu medizinischen Behandlungen geltend machen können
  • Nutzen Sie die Möglichkeit, Krankheitskosten für Angehörige abzusetzen, sofern Sie diese finanziell unterstützen

Bei Versäumnis der Kostenrückerstattung durch die Krankenkasse, sind die Kosten komplett selbst zu tragen. Die Kosten, die die Kasse übernommen hätte, sind auch nicht in der Steuererklärung absetzbar.

Nach der Entscheidung des Finanzgerichts Rheinland-Pfalz können Krankheitskosten, die selbst getragen werden, um eine Beitragsrückerstattung der privaten Krankenversicherung zu erhalten, nicht als außergewöhnliche Belastungen abgesetzt werden (31. Januar 2012, Az. 2 V 1883/11). Das Finanzgericht Niedersachsen kam zu einem ähnlichen Urteil (20. Februar 2019, Az. 9 K 325/16). Laut Begründung fehle es an Zwangsläufigkeit, wenn auf die Kostenerstattung verzichtet würde.

Gibt es geplante Veränderungen?

Geplante Veränderungen sind derzeit nicht in Aussicht. Allerdings gab es bis Ende des Jahres 2022 eine weitreichende Diskussion über die Rechtmäßigkeit in Bezug zur Handhabung:

Gerichte waren mit der Fragestellung vertraut, ob die Anrechnung der zumutbaren Belastungen bei Krankheitskosten überhaupt verfassungsgemäß korrekt sei. Kläger hielten die Kosten in voller Höhe für berücksichtigungswürdig. Viele Steuerberater tendieren dazu, die Krankheitskosten – unabhängig von ihrer Höhe – in die Steuererklärung aufzunehmen.

Im März 2022 wurde diese Frage dann geklärt. Der Abzug einer zumutbaren Belastung sei nach Auffassung der Gerichte verfassungsgemäß. Alle bis dahin offen gebliebenen Steuerbescheide wurden vom Status vorläufig auf erledigt gesetzt.

Krankheitskosten von der Steuer absetzen und sparen

Das Absetzen von Krankheitskosten in der Steuererklärung kann zu einer erheblichen steuerlichen Entlastung führen. Es ist wichtig, alle absetzbaren Kosten zu kennen. Sammeln Sie die anfallenden ärztlichen und medizinischen Kosten jährlich. Gleichen Sie die Höhe der Gesamtsumme mit der Grenze Ihrer zumutbaren Belastung ab. Liegen Sie mit Ihren Ausgaben darüber, lohnt sich die Angabe. 

FAQ´s

Wie ist es um die Einreichung der Belege bestellt?

Die Belege müssen nicht zwingend mit der Steuererklärung eingereicht werden, sollten jedoch auf Anfrage des Finanzamts vorgelegt werden können. Es empfiehlt sich, eine übersichtliche Auflistung aller Krankheitskosten beizufügen.

Welche Fristen müssen beachtet werden?

Die Steuererklärung für das jeweilige Steuerjahr muss bis zum 31. Juli des Folgejahres eingereicht werden. Bei Inanspruchnahme eines Steuerberaters verlängert sich die Frist bis zum 28. Februar des übernächsten Jahres. Um Sanktionen zu vermeiden, sollten die genannten Fristen eingehalten werden.

Wie lange dauert die Bearbeitungszeit der Steuererklärung?

Die Finanzämter der Länder geben an, dass ein Großteil der Steuererklärungen innerhalb eines Zeitraums zwischen 2 Wochen und 4 Monaten bearbeitet werden. Welche Finanzämter in welcher Zeit die Erklärungen bearbeiten, entnehmen Sie der Statistik des Statistischen Bundesamtes.

In welchem Teil der Steuererklärung sind die Krankheitskosten anzugeben?

Hierfür gibt es die Anlage außergewöhnliche Belastungen. Für das Jahr 2023 finden die Krankheits- bzw. Pflegekosten ab Zeile 31 Platz.

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